Durch die Corona Pandemie nahm die Diskussion um die Art und Ausgestaltung der Digitalisierung unserer Schulen noch einmal zusätzlich Fahrt auf. Im Folgenden soll kurz umrissen werden, was digital gestützter Schulunterricht bedeutet und wie sich digitale und analoge Unterrichtsformen ergänzen können.
Im Zuge der Corona-Pandemie rückte in den vergangenen zehn Monaten die Digitalisierung im Allgemeinen und digitaler Fernunterricht an Schulen im Besonderen stark in den Fokus des öffentlichen Interesses. Während viele Arbeitnehmer*innen sich im Home-Office plötzlich mit Streaming Plattformen, von denen sie zuvor vielleicht noch nie gehört hatten, beschäftigen mussten und dabei oft die Unzulänglichkeiten der digitalen Infrastruktur in vielen Teilen Deutschlands am eigenen Leibe erfahren mussten, sahen sich viele Schüler*innen mit für sie vollkommen neuen Unterrichtsformen konfrontiert. Der regional sehr unterschiedlich fortgeschrittene Ausbau der digitalen Infrastruktur führte und führt dazu, dass manche Haushalte aufgrund von schlechten oder zu langsamen Internetverbindungen weder für einen Home-Office Arbeitsplatz noch für digitalen Fernunterricht ausreichend gerüstet sind. Darüber hinaus verfügen häufig Schüler*innen aus einem sozial schwächeren Umfeld nicht über die für effizientes Home-Schooling notwendigen digitalen Endgeräte.
Die Gefahr, dass dadurch Schüler aus diesen Haushalten auf ihrem Bildungsweg abgehängt und ihre Chancen beim Start ins Berufsleben irreparabel erschwert werden, ist sehr groß. Eine der großen Herausforderungen für die Politik liegt sicherlich darin, diese Ungleichheiten schnellstmöglich zu beseitigen und allen Schüler*innen Zugang zu und Teilhabe an digitalen Unterrichtsformen zu verschaffen.
Abgesehen von den infrastrukturellen Unzulänglichkeiten, die die Durchführung digitaler Unterrichtsformen erschweren, existiert eine Reihe von Missverständnissen darüber wie dieser Unterricht auszusehen und gestaltet zu werden hat.
Zunächst einmal beschränkt sich die Digitalisierung im Bildungswesen keinesfalls auf das Thema Home-Schooling, sondern schließt selbstverständlich auch den Präsenzunterricht mit ein. Schon vor der Corona Pandemie begannen viele Schulen damit sich zu digitalisieren und PCs, Tablets, digitale Whiteboards bzw. interaktive Displays und andere Geräte anzuschaffen. Die Digitalisierung der Schulen, die in anderen, ökonomisch im Vergleich zu Deutschland oft weniger entwickelten Ländern, deutlich weiter fortgeschritten ist, spielt in mehrerlei Hinsicht eine entscheidende Rolle für die Zukunft unseres Landes. Auf der einen Seite sollen und müssen die Schüler*innen auf ihre Zukunft in einer sich schnell digitalisierenden Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet werden, auf der anderen Seite sollen digitale Endgeräte den Unterricht abwechslungs- und facettenreicher machen. So kann der klassische Frontalunterricht mit einem digitalen Whiteboard bzw. interaktiven Display oder einer anderen digitalen Großbilddarstellung um viele Aspekte erweitert werden: Werden z. B. die Tablets der Schüler und das interaktive Display durch ein Mobile Device Management System verwaltet, können so Inhalte innerhalb der Klasse geteilt und kollaborativ bearbeitet werden. Die Schule kann dann festlegen in welchem Umfang die Schüler*innen auf das Internet zugreifen können und sie so auch beim Umgang mit dem Internet als Quelle von Wissen und Informationen anleiten. Insofern wäre es ein krasses Missverständnis zu glauben, dass die Arbeit mit digitalen Endgeräten eine Form von Informatikunterricht sei. Vielmehr unterstützen und ergänzen diese Geräte sowie die eingesetzte Software den klassischen Unterricht in den einzelnen Fächern und erweitern die Möglichkeiten der Lehrer*innen und Schüler*innen.
Die Digitalisierung ersetzt nicht, sondern ergänzt vielmehr die klassischen Unterrichtsformen. Ein Experiment im Physikunterricht sollte etwa keinesfalls durch eine Animation ersetzt werden, kann aber durch eine Dokumentenkamera für die ganze Klasse sehr viel besser visualisiert sowie aufgezeichnet und später per Großbilddarstellung in Zeitlupe oder sequenziert noch einmal gezeigt werden. Das gesamte Klassenzimmer sollte digital abgebildet werden und die Lehrkraft jederzeit zwischen analoger und digitaler Unterrichtsmethodik wechseln können. Haptische Erfahrungen, wie z. B. das Arbeiten mit einem Zirkel im Mathematikunterricht oder das Schreiben mit einem Füllfederhalter sollten im digitalen Klassenzimmer ebenso eine Berechtigung haben wie das Arbeiten mit Tablets oder einem Laptop. Digitaler Unterricht sollte digital unterstützter Unterricht sein und die technischen Hilfsmittel anwendungsbezogen zum Einsatz kommen.
Das digitale Klassenzimmer bedeutet nicht, dass herkömmliche Unterrichtsformen obsolet werden. Vielmehr ergänzen sich im Idealfall analoge und digitale Hilfsmittel, um die Lehrmethoden der Lehrer*innen zu erweitern und die Lernerfahrungen der Schüler*innen zu intensivieren. So werden die Schüler*innen im verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet und digitalen Medien geschult und auf das vorbereitet, was sie nach ihrem Abschluss erwartet: eine sich rasch digitalisierende Umwelt, in der sie nur dann bestehen können, wenn sie zu souveränen Protagonisten in derselben ausgebildet werden. Dies sollte eine Kernaufgabe von Schulen in den 2020er Jahren sein.
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